Perfekte Schwarzweißdrucke Seite 1

Vorwort

Ein paar persönliche Anmerkungen zur „Analogen Photografie“ und zur „Digitalen Bildbearbeitung“

Jedes Mal, wenn ich mit einem oder mehreren Fotografen zusammen treffe, ist spätestens nach zwei Minuten eine heftige, manchmal überaus leidenschaftliche geführte Diskussion im Gange, welche „Fotografie“ nun wohl die bessere sei: Die analoge, also die, die auf Negativfilm fotografierte Motive, dann im Nassprozess, in einer Dunkelkammer, produzierte Bilder erzeugt, oder die digital bearbeiteten Bildvorlagen, die am heimischen Drucker das Licht der Welt erblicken bzw. von professionellen Dienstleistern ausbelichtet werden?

Seltsamerweise diskutieren die am heftigsten, die weder von der einen noch von der anderen Seite wirklich tiefgreifende Kenntnisse haben.

Dabei ist es ganz einfach, die Dinge mal ganz nüchtern und sachlich zu betrachten: Die analoge Photografie ist zweifelsfrei in die Jahre gekommen. Sie hat Millionen von Fotografen, über viele Generationen hinweg, viel gegeben. Und wenn man, wie ich, seine Werke nach dem Zonensystem, das ich überaus liebe, geschaffen hat, ist man schon fast unzertrennlich mit der „analogen“ Photografie verbunden. Berauschend sind Ergebnisse und der Tonwertreichtum, die sich auf dem Barytpapier wiederfinden. - Bis aber ein Bild „steht“, ist es ein mühsamer Weg, der sehr viel Zeit und Geduld abverlangt. Man ist den ganzen Dunkelkammerprozess über von der Umwelt abgeschottet, atmet nicht allzu gesunde Luft ein und hat darüber hinaus die Arbeit, die Chemikalien zu sammeln und dem vierteljährlich vorbeikommenden Ökomobil zuzuführen. Von der Zeit, die jedes Mal für die Reinigung der Dunkelkammerutensilien und deren Versorgung draufgeht, ganz zu schweigen. Welcher junge Mensch unterzieht sich heute noch diesem Prozedere?

Da ist es kein Wunder, wenn sich viele Fotografen, auch „alte Hasen“ der Technologie und Technik der digitalen Bildbearbeitung zuwenden. Besonders junge Leute tun dies fast ausschließlich. Wer in der analogen Photografie den Prozess der Dunkelkammer beherrscht, versteht auch relativ schnell die Prozesse der Bildbearbeitung am PC. Wenn darüber hinaus sorgfältig gearbeitet wird, man vielleicht sogar in der Lage ist, das Zonensystem auf den digitalen Prozess zu übertragen, der erreicht Bildergebnisse, die denen des analogen Prozesses nicht nachstehen. Wer da sagt, mit ein paar Mausklicks ein gutes Bild machen zu können, der hat nichts begriffen.

Beide Technologien, das analoge und das digitale Bildschaffen, unterscheiden sich voneinander und doch haben sie sehr vieles gemeinsam. Im technischen Anspruch zum einen und im Ergebnis zum anderen. Denn am Ende beider Prozesse muss immer ein gutes Bild stehen. Mein Wahlspruch ist: „Diejenigen die sagen, man könne mit der digitalen Bildbearbeitung keine perfekten Bilder herstellen, sollen die nicht daran hindern, die es gerade tun.“

Beide Bilderstellungsprozesse könnten so wunderbar, ruhig nebenher leben, wenn es diese leidigen und oft unqualifizierten Diskussionen nicht gäbe. Und was die Bildmanipulation anbetrifft, die gab es schon immer. Kaum ein Eingriff ins Bild, der nicht auch in der Dunkelkammer möglich ist, wenn auch unter etwas erschwerten Bedingungen und mit etwas mehr Geschick, als digital. Siehe Wanderausstellung: „Wenn die Bilder lügen“

Man muss nun kein Prophet sein, um an dieser Stelle zu vermuten, dass sich die digitale Fotografie und Bildbearbeitung, in einem rasanten Tempo weiterentwickeln und die analoge Photografie (leider) immer mehr an Boden verlieren wird. In nicht ferner Zukunft werden Fotopapiere, besonders Barytpapiere und Fotochemikalien nur noch schwerlich zu beschaffen sein. Wenige, vermutlich nichtdeutsche Firmen, sind dann noch in der Lage, adäquates Material zu bezahlbaren Preisen, anzubieten. Eines Tages wird man seine eigene Suspension (ugs. Emulsion genannt) mixen und auf Trägermaterial gießen müssen, um analog Bilder zu schaffen.

Foto-Clubs und Fotoverbände sollten mal darüber nachdenken, warum der Altersdurchschnitt ihrer Mitglieder z. T. über 60 Jahre ist. Wenn sehr viele Foto-Clubs dann, aus natürlichen Gründen, gar nicht mehr bestehen, fotografieren die junge Generation und „betagte Umsteiger“ lebensfroh und zeitgemäß mit digitalen Medien, vermutlich ohne Mitgliedschaft in einem (welchem auch?) Foto-Club.

Dieter WALTER

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